Netzwerk Phänomenologische Metaphysik

Repository | Book | Chapter

220241

(1993) Die literarische Moderne in Europa 1, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften.

Die Überholbarkeit der Literatur

Helmut Pfeiffer

pp. 309-333

In einem Vortrag aus dem Jahre 1959 stellt sich Italo Calvinol die Aufgabe, gegenüber einem amerikanischen Publikum die — zumindest auf den ersten Anschein — in unüberschaubare Individualismen zersplitterte italienische Erzählliteratur der Gegenwart durch die Benennung von gemeinsamen Tendenzen zugänglicher zu machen. Das Fehlen von Gruppen- und Schulbildungen, das die Situation der Nachkriegsliteratur charakterisiert, signalisiert ja auch, daß die Kohärenz einer ästhetischen Programmatik oder auch das Gewicht unabweisbarer politisch-geschichtlicher Relevanzen geschwunden sind. Die mögliche Stoßkraft literarischer Avantgarden verliert sich in Unübersichtlichkeit. Calvino unterscheidet drei Strömungen des italienischen Nachkriegsromans: erstens eine elegisch-psychologisierend angelegte Literatur, für die beispielhaft Autoren wie Vasco Pratolini, Carlo Cassola oder auch Giorgio Bassani stehen; zweitens eine Literatur linguistischer Spannung, wofür sowohl der Rekurs auf die sprachlichen Ressourcen des Dialekts (z.B. im Werk Pier Paolo Pasolinis) als auch Formen der Sprachenvielfalt im literarischen Text, etwa die spannungsvolle Interaktion von Dialekt, Alltagssprache und literarischen Codes im CEuvre Carlo Emilio Gaddas zu zählen sind; schließlich eine Literatur der phantastischen Transfiguration von Wirklichkeit, und damit eben jene Linie eines literarischen Experimentalismus, in der Calvino sein eigenes Werk sieht.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-322-93604-2_13

Full citation:

Pfeiffer, H. (1993)., Die Überholbarkeit der Literatur, in S. Rothemann, H. J. Piechotta & R. Wuthenow (Hrsg.), Die literarische Moderne in Europa 1, Wiesbaden, Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 309-333.

This document is unfortunately not available for download at the moment.