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218143

(1992) Einführung in die Literaturtheorie, Stuttgart, Metzler.

Der Poststrukturalismus

Terry Eagleton

pp. 110-137

Saussure vertritt, wie der Leser/die Leserin sich erinnern wird, die Ansicht, daß sprachliche Bedeutungen einfach von Unterschieden abhängen. ›Tier‹ bedeutet ›Tier‹, weil es eben nicht ›Bier‹ oder ›Tief‹ heißt. Aber wieweit können diese Unterscheidungen vorangetrieben werden? ›Tier‹ bedeutet auch deshalb, was es bedeutet, weil es nicht ›wir‹ oder ›mir‹ heißt; und ›mir‹ hat seine Bedeutung, weil es nicht ›Mief‹ oder ›mies‹ lautet. Wo soll man aufhören? Es hat den Anschein, als könne dieser Prozeß der Unterscheidung innerhalb einer Sprache in einem unendlichen Kreis weiter verfolgt werden: wenn dies aber der Fall ist, was wird dann aus Saussures Gedanken, daß die Sprache ein geschlossenes, festes System bildet? Wenn jedes Zeichen seine Bedeutung hat, weil es keines von all den anderen Zeichen ist, dann entsteht der Eindruck, daß jedes Zeichen aus einem potentiell unendlichen Gewebe von Unterschieden entstanden ist. Ein Zeichen zu definieren, könnte daher als eine sehr viel tückischere Aufgabe erscheinen, als man gedacht hätte. Saussures langue legt eine begrenzte Bedeutungsstruktur nahe; aber wo in der Sprache kann man denn nun die Grenze ziehen?

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-476-04109-8_4

Full citation:

Eagleton, T. (1992). Der Poststrukturalismus, in Einführung in die Literaturtheorie, Stuttgart, Metzler, pp. 110-137.

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